Montag, 7. Mai 2007

Ein Wort zur aktuellen Lage

Allergiker sind wieder mal in Hochform, und der Wonnemonat blüht wunderbar auf. Alles strahlt, grünt und scheint auf leichten Füßen daherzuschweben.

Oder etwa nicht?

Wechselsterben

Wo einst Schnee zerschmolz,
gedeiht nun die Farbenpracht -
auch sie wird vergeh'n.

Mittwoch, 25. April 2007

Lebensmomente, die Zweite.

Und hier, verehrte Gästinnen und Gäste, der angesprochene zweite Teil der "Lebensmomente". Sie werden vielleicht ein paar Kontrakommata herausschmecken, die Ihnen den Text versalzen sollen. Im Grunde sind es die gleichen Zutaten, die Ihnen bereits vorgesetzt wurden. Doch Sie werden den Unterschied herausschmecken. Es ist nur ein kleines Gericht, und erscheint beim ersten Blick vielleicht roh. Aber vielleicht lassen Sie sich ja einzelne Bissen auf der Zunge zergehen?

Ursuppe

Es regnet schon seit Tagen. In den Straßenrinnen schwimmen alte Zeitungen und Zigarettenkippen, Blätter und Hoffnung.
Vielleicht will er uns jetzt einfach den Rest geben?
Uns langsam ersaufen lassen. So langsam, dass wir alles noch mitbekommen, aber zu schnell, um es noch zu verhindern. Wie Herr Mittelmaß, der letzte Woche seine Frau ermordet hat. Mit dem Kissen hat er sie erstickt, heißt es.
In den Regenrinnen bildet sich ein Sumpf aus vergangenen Tagen, der sich schmatzend und glucksend auf die Straße ergießt. Ich denke, unter meinen Füßen herrscht momentan Hochbetrieb. Die Gullis schlucken schon lange nicht mehr all das, was von dort oben niedertröpfelt.
Und wie ich so durchnässt vor der Wohnungstür stehe, merke ich, wie trostlos alles um mich herum wirkt.
Erstmal drinnen, ziehe ich mir trockenere Sachen an, stelle mich ans Fenster, und schaue der Welt beim Ertrinken zu. Sie schreit, aber niemand hört etwas anderes als das monotone Prasseln.
In den Pfützen liegen kleine Welten – nur verkehrt herum. Es ist schwer, den Horizont zu finden. Zu grau, zu verwaschen der Blick.
Ich mache mir einen Tee, und kippe die restlichen Beutel aus dem Fenster. Ursuppe mit Pfefferminzgeschmack.

Sonntag, 15. April 2007

Aoide, ich suche Dich

Delphi, Nabel der Welt. Zeus ließ einst zwei Adler von je einem Ende der Welt losfliegen, und der Ort, an dem sie sich trafen, war der Mittelpunkt der Welt. Delphi.
Dort wohnten die drei Musen Aoide, Mneme und Melete auf dem Berg Parnass, der Apollon geweiht ist.
Genauer - sie lebten an der kastalischen Quelle, die früher eine große Bedeutung für die Riten in Delphi hatte. Die Orakelpriesterin nahm vorher ein Bad mit diesem Wasser, und Pilger wurden mit diesem Wasser gewaschen. Es diente auch zur Reinigung der Tempel, die in Delphi erbaut wurden.

Im April 2005 kam ich ein wenig in Griechenland herum. So auch nach Delphi. Ich sah die berühmtesten Ruinen dieses Ortes, kroch in vergessenen Tunneln unterhalb des Apollontempels herum, und bestaunte die Weite des Tals.
Ich kletterte auch über einen Zaun, und stand zwischen zwei Berghängen, auf einer Lichtung, und bestaunte einen eingefassten,antiken Bachlauf(er schmückt auch den Anfang dieser Seite].

Ich staunte, fotografierte, und freute mich, dass die Sonne schien. Später wusch ich mir in dem Bach die Hände.

Heute habe ich erfahren, dass diese behauene Felswand eine Kappelle darstellen soll. Sie hat auch einen Namen: "Hagios Ioannes". Der Bach entspringt diesem Gestein. Leider trat ich nicht noch einen Schritt vor, sonst hätte ich erkannt, dass hinter diesem Felsen ein rechteckiges Wasserbassin liegt, und wäre näher herantgetreten.

Ich wusste nicht, was es mit dieser Lichtung auf sich hat, und kletterte wieder über den Zaun.
Heute erfuhr ich, dass dies der Quellort der kastalischen Quelle war, und ich war nur wenige Meter von ihr entfernt.
Es heißt, wer von diesem Quellwasser trinkt, erhält dichterische Begeisterung.

Leider wusch ich mir nur die Hände in diesem Wasser, und dementsprechend ist meine Dichtergabe.

Mittwoch, 11. April 2007

Lebensmomente

Ich glaube, nur die wenigen Momente puren Glücks und tiefgründiger Euphorie, nur die Minuten des bloßen Fühlens und Denkens sind wahres Leben.
Zusammengerechnet machen diese Augenblicke vielleicht ein paar Stunden, wenige Tage im gesamten Leben aus.
Ab und an wird unser Dasein von diesen Momenten durchzogen, sie sind unsere Meilensteine, und markieren glückliche Zeiten in unserem Gedächtnis. Wir bewahren sie in kleinen Schatullen auf. Unterm Bett, im Tresor oder in einer Vitrine - bloß gut geschützt, damit sie nicht verloren gehen.
Sie sind selten, und man erkennt sie nicht immer sofort. Manchmal ist es das perfekte Bild, das sich aus Musik, Menschen und Umgebung ergibt. Manchmal ist es einfach ein grundloses, aber grundlos tiefes Gefühl, dass einen durchzieht.

Vor ein paar Stunden erlebte ich einem Mix aus beidem. Und ich denke, ich muss keine weiteren Worte aufwenden, wenn sie doch schon zubereitet und mundgerecht zerkleinert worden sind. Ich präsentiere Ihnen eine weitere Spezialität des Hauses: Ein zweiteiliges Kontrapunktsorbet mit pathetischer Kuvertüre, auf geschlagenem Wortteppich mit Kitschstückchen.

Teil eins des Gangs:
Die Stunden, die wir leben

Trommelnd vertont der Regen die Tänze der Windhosen, das Wogen der Bäume. Im Fenster sitze ich, schwebe. Es sind Momente wie diese, die mich leben lassen. Minuten wie diese, die leben.
Es ist der erste Regen in diesem heißen Sommer, voller Staub und Trockenheit. Euphorisch baumel ich mit den Füßen. Gedankenverloren stimme ich eine Arie an, singe dem Regen zu, schreie im tosenden Wind.
Die wenigen Menschen, die um diese Uhrzeit - und bei diesem Wetter - noch durch die Straßen wandern, gehetzt unter dem kalten Laternenlicht dahereilen, schauen verwundert zu mir hinauf. Wahrscheinlich ist es die Hose, mir gefällt sie auch nicht besonders...
Drüben, auf der anderen Seite der Straße, leuchtet voller Schönheit der Klatschmohn im bronzenen Laternenlicht. Wenn ich könnte, würde ich wie der Mohn sein. Unscheinbar, aber bei näherer Betrachtung doch von faszinierender Eleganz. Leicht - es scheint fast, als würde er jeden Moment emporschwerben, dem Himmel entgegen, gemeinsam mit meinen Gedanken. Und zugleich doch schwer und prägend - wie die Worte, die wir den großen Momenten widmen, von denen wir leben.
Der Regen setzt aus, und ich höre das eilige Trippeln von Absätzen. Um die Straßenecke biegt eine junge Frau. Sie schaut sich um und entdeckt mich im Fenster sitzend. Bleibt stehen. Sie lächelt zu mir hinauf. Ob sie mich versteht? Weiß sie, wie ich im Moment fühle? Oder ist es doch die Hose?
Das Klatschen des Regens setzt wieder ein - ob er diesem Augenblick applaudiert? Und als wenn die Frau zu meinen Füßen mich versteht, die Feierlichkeit dieser Minuten spürt, beginnt sie zu tanzen. Es sind nur Minuten, die wir verbringen. Aber noch Jahre werden wir von ihnen leben.
Und vor meinem Fenster tänzelt leuchtend der Mohn.

Sonntag, 8. April 2007

Lagerware

Die Dinge, die ich die nächste Zeit posten werde, sind abgehangene Texte älterer Jahrgänge. Allesamt habe ich meiner Muse zu verdanken, die sich aber nur selten herbequemt. Und deswegen muss ich mir, und selbstverfreilichst auch Ihnen, vorerst diese lyrische Lagerware aufwärmen. Quasi das First Class Menue meiner Werke.
Vielleicht nicht ganz frisch, aber ich entstaube sie gerne für Sie.

Ob es Staub in der Zukunft geben wird, kann ich Ihnen nicht sagen, aber vielleicht dieses... etwas experimentelle Gedicht?

Vollzeittourist

In der Blastozyste entdeckt,
dem Wurmloch entsprungen,
liegt strahlendes Ackerland.

Wir reichen uns Appellationen,
denn unsere Gebeine gären doppelt.

Im Teilchenbeschleuniger geht's rund,
Menschlichkeit unter Photonenbeschuss.
Die Quintessenz konserviert.

Wir tauen Kopfsalat auf,
aber nur den klugen.

Bequem verreist per Orgonstrahlen,
ein neues Planquadrat.
Und morgen gibt es Apfelkuchen.

Freitag, 6. April 2007

Auftakt zum Leben

Es ist soweit. Dieser Blog lag lange in einer Kiste, vermottet und verstaubt. Er existiert schon länger, weil ich mir diesen Namen reservieren wollte, aber mir bis dato nichts Gescheites einfiel, was ich hier hätte posten können.

Aber nun!

Meine Damen, meine Herren, ich heiße Sie willkommen und biete Ihnen eine Reise durch wirre Worte und groteske Geschichten.

Es ist zwei Uhr zweiundzwanzig. Ein guter Zeitpunkt für Beginne und Aufbrüche. Oder, mit einem Zitat:

"Zeigen wir der Welt, was wir drauf haben."

Nach und nach werde ich Ihnen einen Teil von mir offenbaren, und vielleicht werden Sie mich kennenlernen.



Man sagte mir, die Welt braucht gute Lyriker...

Stunden am Meer

Auf einem ungemütlichen Stein sitzend,
mit dem Buch im Schoß,
beginnt er.

Die Füße im Wasser
und zwischen den Zehen
Garnelen,
Algen,
Steinchen.

Rauschen plätschert es
die Steine hinab
aufbrausend
springt es über die scharfen Kanten.

Wispernd rauscht der Wind über mein Ohr
flüstert
unverständliche Geheimnisse.
Verfängt sich in meinem Haar.

Hinter mir klatscht das Wasser
unter den Felsplatten.
Applaudiert ihm,
betont ihn.

Langsam versinkt die Sonne im Meer.
beginnt zu erröten
angesichts des wunderbaren Momentes
und er endet.


... vielleicht bin ich nicht gut, aber ich gebe mein Bestes.

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